Rheinsberg-Glienicke

Wie kommt man eigentlich darauf, über ein Nest, wie Rheinsberg-Glienicke, zu schreiben. Ein Nest mit höchstens fünfzehn Häusern, das abseits jeglicher Fernverkehrsstraßen liegt und das nichts zu bieten hat, außer daß der Linienbus hier zweimal in der Woche hält. Was hat es mit diesem Ort, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, auf sich?
Um es kurz zu machen, hier steht Jakobs Landhaus. Ich habe sehr viel Zeit dort verbracht, die ich nicht missen möchte. Und gerade heute an einem grauen verregneten Tag in einer grauen Stadt muß ich mich an die schönen Sommer in Rheinsberg- Glienicke erinnern. Auf Landkarten ist dieser Ort nicht zu finden (verbürgen möchte ich mich nicht dafür). Wer sollte ihn schon suchen, bis auf die, die zu Jakob wollen.
Also nördlich von Berlin ist es. Ziemlich genau zwischen Neuruppin und Rheinsberg. Hinter Gühlen-Glienicke die nächste Kreuzung rechts.
Die Landschaft jetzt groß zu beschreiben, ist hier nicht notwendig da man dies besser in einschlägigen Reiseführern oder bei Fontane (Wanderungen durch die Mark Brandenburg ) nachlesen kann. Schön war es jedes mal. Schon die Anfahrt lieferte Spannung, in dem man nur durch Bus und Trampen dorthin gelangte. Außerdem gab es noch eine.......

Kultur auf dem Lande

Einmal standen wir auf der Straße ,zwischen Neuruppin und Gühlen, kein Auto hielt, um uns mitzunehmen. Wir packten unsere Hörner aus und bliesen Duette mitten in der Wildnis. Es klappte, das erste Auto hielt.
Der Fahrer war ein Selbständiger aus Neuruppin. Daß er auch manchmal nicht so ehrenhafte Geschäfte machte, erfuhren wir erst später. Er nahm uns jedenfalls mit nach Rheinsberg-Glienicke, aber unter der Bedingung, daß wir bei seinem Vater zum 80. Geburtstag spielen sollten (für Geld). Für ein Aufbessern der Urlaubskasse waren wir immer zu haben und sagten zu.
Unser "Arbeitgeber" holte uns zur verabredeten Zeit ab und führte uns in seinen "Hofstaat" ein. Hofstaat ist wirklich das richtige Wort, denn er fühlte sich wie ein Fürst der eine Hofkapelle besaß. Uns kümmerte das nicht weiter (die meisten Musiker spielen ja für anständige Gage fast überall) und zelebrierten unsere Duette. Wir hatten Erfolg damit und den Gästen gefiel es. Unserem Fürsten schwoll vor Stolz die Brust: " Was hatte er für Leibeigene".


Unsere Duette ertönten auch Sonntagnachmittags in Binenwalde bei Manni Hacker im Biergarten . Nach drei Stücken jeweils, machten wir eine Pause und sammelten mit dem Hut Geld ein, welches wir nach dem Konzert vertranken.
Jakob machte immer kurze Ansagen, z.B. " Übrigens, das letzte Stück war von Mozart". Ein fast ehrfürchtiges Raunen ging dann durch die Menge. Daß Mozart seine Hornduette auch bloß für die musikalische Umrahmung von Kegelpartien schrieb, wissen ja die Wenigsten.
Nach einem dieser Konzerte kauften wir für unsere Gage eine Flasche "Kümmel" Likör und machten uns mit unseren Hörnern und dem Getränk zum FKK - Strand am Kalksee auf. Es war dort sehr warm, die Flasche wurde geleert und dann kam uns "Die Idee" .
Wir wiederholten das Konzert. Einziger Unterschied , das Publikum war nackt und wir auch. Einem Mann gefiel die Darbietung ganz besonders. Er stellte sich als Cellist im RSO Berlin vor. Natürlich stieg unsere Aufregung, da wir ja vor einem Fachmann spielten. Wir wissen bis heute noch nicht, ob ihm das Spiel, oder der damit verbundene exotische Rahmen gefiel.
Nach Jahren, war ich im Sommer wieder in Rheinsberg- Glienicke unsere Konzerte gehört en immer noch zum Gesprächsstoff in der Gegend. Einen solchen Erfolg, auf dem Horn, wie in Zeiten von Rheinsberg- Glienicke hatten Jakob und ich nie wieder.




Zurück

Inhalt

Start