Ich erinnere mich noch sehr genau , es waren zwei
Wochen vor dem Sommerurlaub und ich telefonierte gerade mit meinem
Freund Lutz . " Weißt du schon , was Du machst ?" fragte ich
ihn . Denn konkrete Pläne hatte ich für den Sommer noch
nicht . Er hatte aber auch noch keine. Wir telefonierten so noch
einige Minuten weiter und kamen dann auf Norwegen. Viel wußten
wir nicht von diesem Land außer , daß das Bier dort viel
zu teuer ist und daß man dort sehr gut wandern kann .
Also Reiseführer besorgen . Die Zeit war sehr knapp und dieses
Land so groß . Und die zweite Frage war , wie kommen wir da am
besten hin . Wir wollten mit Lutzes VW-Bus fahren . Erst nach
Saßnitz (Rügen) und dann mit der Fähre nach
Trelleborg . Danach 700 km durch Schweden nach Norwegen, um dort
einige Nationalparks zu besuchen.
Der Fährplatz wurde bestellt und einen Tag vor unserer Abfahrt
trafen wir uns bei Lutz in Bernau . Dort mußten wir uns
Lebensmittel , die ja in Norwegen bekanntlich sehr teuer sind ,
für unsere drei wöchige "Expedition" beschaffen .
Trockenfutter war angesagt . Na klar , für drei Wochen
Vorräte , da sind Maggi und Knorr platzsparend und nahrhaft .
Also kauften wir ein . Tütensuppen , 5 min Terrinen , Nudel- und
Reisgerichte . Der Einkaufswagen war voll als wir an der Kasse des
Supermarktes standen . Ich weiß gar nicht mehr , wie viel wir
eingepackt hatten aber ich habe noch genau den Kommentar der
Kassiererin im Ohr. Und der alles sagt alles : "Wie lange wollen Sie
denn an diesem Zeug essen ?!"
Das Auto wurde mit den Vorräten und der Ausrüstung beladen
und dann begann unser kleines Abenteuer.
Unser erstes Ziel war Gjendesheim im Jotunheimen
Nationalpark . Der Jotunheimen ist das höchste Gebirge in ganz
Skandinavien . Es gab also viele Möglichkeiten zum Wandern .
Zuerst genossen wir die Fahrt dorthin . Die Landschaft war einfach
riesig . Die Berge , die Wälder , alles war groß und
trotzdem gemütlich und wild aber irgendwie vertraut . Das Wetter
wurde immer besser und wir fühlten uns , als ob man nach langer
Zeit nach Hause kommt .
Die Landschaft wurde langsam immer karger . Es war gar nicht zu
merken . Und plötzlich war eine Landschaft da, die uns einfach
faszinierte . Wir waren im Jotunheimen . Manche Menschen würden
es als deprimierend empfinden. Wir aber lebten auf .
Ungefähr 5Km vor Gjendesheim wurde das Nachtlager aufgeschlagen
. Zu Fuß erkundeten wir vor dem Schlafen die Gegend . Es war
einfach die blanke Natur . In unserer Wanderkarte fanden wir eine
Tour ( 6h ) für den nächsten Tag. Es sollte über den
Besseggen gehen. Bis dahin wußten wir nicht ,daß dieses
die spektakulärste Wandertour in ganz Norwegen ist . Wie gesagt
viel Zeit für Reisevorbereitungen hatten wir nicht . Da das
Klima , in Norwegen bei 1000 m Höhe , demjenigen der Alpen bei
2000 m entspricht war beim Aufwachen, am nächsten Morgen, die
Decke unseres Busses durch Kondenswasser, innen total vereist.
Unser Ziel war es den Besseggen nach Memurubu zu überqueren (6h)
und am Ufer des Gjendesees nach Gjendesheim, zurück zukehren
(ca. 3h).
Unser Aufstieg begann am Parkplatz von Gjendesheim und dem
gleichnamigen See. Der Weg war zunächst steil und es gab sogar
einige ausgesetzte Stellen. Nach einiger Zeit erreichten wir eine,
mit vielem Geröll bedeckte, Hochebene dem Veslefjellet. Immer
wieder, wie z.B. am 700m tiefen Abbruch zum Gjendesee, genossen die
grandiose Aussicht.
Auf dem höchsten Punkt des Veslefjellet trohnt eine riesige
Steinpyramide, auf welcher jeder vorbeiziehende Wanderer einen Stein
niederlegt. Nach der Größe der Pyramide zu Urteilen, ist
der Ansturm auf den Beseggen schon sehr groß.
Und weiter ging es bis zu einem schmalen Grat der über
größere Felsstufen steil
abwärts führte. Die großartige Aussicht auf die zwei
Seen (Gjende und Bessvatnet) konnte unser mulmiges Gefühl im
Magen, vor dem Abstieg (ca. 400 Höhenmeter) zum Bessvatnet,
nicht lindern. Unten angekommen, waren wir uns einig, daß das
alles doch gar nicht so schlimm war. Am Ufer des Bessvatnet machten
wir wieder einmal eine Pause um die gewaltige Landschaft zu
genießen. Besonders haben es uns die steilen Wände des
2258m hohen Besshø angetan. Wieder Aufwärts über
einen einen Bergrücken erreichten wir den kleinen
Bjørnbøltjørna See (1475m). Nach einer weiteren
dreiviertel Stunde kam dann der steile Abstieg (400 Höhenmeter)
nach Memurubu und der Dampferanlegestelle.
Wirhatten uns nun doch entschlossen nicht auf dem Uferweg,
zurück zukehren, sondern den Dampfer zu nehmen. Obwohl ich nicht
so ein großer Dampferausflugfan bin, war diese Fahrt vor
solcher Kulisse grandios. Abends dann in unseren Schlafsäcken,
bei einem kleinen Whiskey, waren wir so froh und glücklich,
daß wir diese Tour gemacht haben.
Hier geht es zum Nigardsbreen und
zu einigen Bergen